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Isabelle Ulbrich

DER CURB-CUT-EFFEKT UND E-LEARNING

Aktualisiert: 22. Okt.

Der Curb-Cut-Effekt: Vielleicht fragt sich nun der ein oder andere, ob sich dieser Blog thematisch der Formel 1 annähert oder wir fortan faszinierende neue Titanmesser für den einfacheren Schnitt an frischen Gemüse bewerben möchten. Obwohl wir beides sicher spannend finden, bleiben wir aber bei unserem Leisten und damit dem, was wir am besten können: E-LEARNING. Doch was haben „Curbs“ oder ein „Cut“ mit Lernen zu tun?



Die Entstehung des sogenannten Curb-Cut-Effekts begann in den 1970er Jahren in den USA, als Städte begannen, Bordsteine abzusenken, um Rollstuhlfahrern die Fortbewegung zu erleichtern. Diese Massnahme, die ursprünglich für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gedacht war, entwickelte sich schnell zu einer Verbesserung für viele andere Menschen. Eltern mit Kinderwagen, Lieferanten mit Karren oder sogar Radfahrer fanden in den abgesenkten Bordsteinen einen praktischen Nutzen. Dieser Effekt, bei dem eine spezifische Handlung für eine Zielgruppe unvorhergesehene Vorteile für viele andere Gruppen bringt, wurde als Curb-Cut-Effekt bekannt.


Diese Geschichte lässt sich wunderbar auf die Welt der DIGITALEN MITARBEITERSCHULUNGEN übertragen. In der E-Learning-Welt haben barrierefreie Massnahmen, die ursprünglich für Menschen mit Beeinträchtigungen entwickelt wurden, ebenfalls weitreichende positive Auswirkungen für die gesamte Lernerschaft. Kleine Änderungen in der Gestaltung von Lernumgebungen können ungeahnt grosse und positive Einflüsse auf den Zugang zu Bildung haben - das Lernen also für alle nachhaltig verbessern.


DER CURB-CUT-EFFEKT IM E-LEARNING: KLEINE ÄNDERUNGEN; GROSSE AUSWIRKUNGEN


Der Curb-Cut-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Verbesserungen für eine spezifische Gruppe oft mit positiven Auswirkungen für eine breitere Gesellschaft verbunden sind. Im Bildungsbereich hat dieser Effekt eine besonders wichtige Bedeutung. Massnahmen zur Barrierefreiheit im E-LEARNING, wie etwa Untertitel, Text-to-Speech-Funktionen oder anpassbare Farben, mögen auf den ersten Blick als speziell für Menschen mit Beeinträchtigungen gedacht erscheinen. Doch sie bieten vielen anderen Gruppen ebenfalls Vorteile. So profitieren beispielsweise Studierende, die in lauten Umgebungen lernen, von Untertiteln, während visuelle Anpassungen für Lernende, die visuell orientiert sind, nützlich sein können.


Eine der grössten Stärken des Curb-Cut-Effekts im Bildungsbereich ist seine Unsichtbarkeit: Die meisten Menschen nehmen nicht bewusst wahr, dass Massnahmen zur Barrierefreiheit ihr Leben verbessern. Trotzdem tragen diese Verbesserungen dazu bei, dass Lernen zugänglicher und effizienter wird – für alle.


BARRIEREFREIHEIT IM E-LEARNING: DIGITALE RAMPEN FÜR ALLE?


Barrierefreiheit in der digitalen Welt umfasst viele verschiedene Aspekte. Es geht dabei nicht nur um physische Zugänglichkeit, sondern auch um die Möglichkeit, Inhalte zu verstehen und zu nutzen, unabhängig von den individuellen Fähigkeiten der Lernenden. Doch welche „Werkzeuge“ stehen in Learning Management Systemen (LMS) in diesem Kontext zur Verfügung? Und was kann konkret wie genutzt werden?


  1. Untertitel und Transkripte: Ursprünglich entwickelt, um Menschen mit Hörbehinderungen zu unterstützen, haben Untertitel viele Vorteile. Sie helfen Lernenden, die in lauten Umgebungen arbeiten, Nicht-Muttersprachlern, die ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten, und sogar Menschen, die sich durch visuelles Lernen Informationen besser merken können. Auch komplexe Sachverhalte lassen sich oftmals einfacher greifen und verstehen. Transkripte von Videos können nützlich sein, um Lerninhalte von umfangreichen Lerneinheiten nochmal nachzulesen und zu wiederholen.


  2. Screenreader-Kompatibilität: Menschen mit Sehbehinderungen benötigen oft Screenreader, um digitale Inhalte zu erfassen. Wenn eine E-Learning-Plattform gut strukturiert ist, können diese Tools Inhalte vorlesen und so den Lernprozess erleichtern. Auch Menschen, die vielleicht keine Sehbehinderung haben, aber sich lieber auf das Gehör verlassen, können von solchen Funktionen profitieren. Stellen Sie sich vor, Sie haben die Schwierigkeit im Zug umfangreiche Unterlagen zu lesen, da Ihnen regelmässig schlecht wird. Es ist doch durchaus von Vorteil, wenn Sie sich dafür die Texte auch vorlesen lassen und dabei die vorbeiziehenden Landschaften geniessen können.


  3. Visuelle Anpassungen: Anpassungen der Bildschirmfarben, Kontraste und Schriftgrössen helfen nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen, sondern auch jenen, die unter Augenbelastung oder Kopfschmerzen leiden. Arbeiten auch Sie täglich viele Stunden vor Bildschirmen? Wenn das der Fall ist haben Sie sicher auch schon am eigenen Leibe erfahren, wie viel angenehmer ein verändertes Kontrastbild sein kann. Visuelle Anpassungen ermöglichen es den Lernenden, ihre Umgebung so zu gestalten, dass sie optimal lernen können.


  4. Anpassbare Lernumgebungen: Ganz allgemein gilt für Lernplattformen: Es sollte den Usern möglich sein, ihre Lernumgebung individuell zu gestalten. Dies kann nicht nur durch die Wahl von Farben, Kontrasten oder Layouts geschehen, sondern auch durch die Möglichkeit bewerkstelligt werden, den Lerninhalt in verschiedenen Formaten herunterzuladen (z.B. als Audio-, Text- oder Videodatei). Frei nach dem Motto: Lernen Sie doch einfach wie Sie wollen!


  5. Struktur und Klarheit: Für Menschen mit kognitiven Einschränkungen kann es schwierig sein, komplexe, unübersichtliche Inhalte zu verstehen. Eine klare Struktur, einfache Navigation und verständliche Sprache sind Massnahmen, die speziell für diese Zielgruppe entwickelt wurden. Doch sie kommen letztlich allen Lernenden zugute, da sie den Lernprozess vereinfachen und das Verständnis erleichtern.


All diese Massnahmen, oft als „digitale Rampen“ bezeichnet, erleichtern den Zugang zur Bildung und tragen dazu bei, eine gerechtere und inklusivere Lernumgebung zu schaffen. Es ist also keine Frage mehr, ob es geeignete Massnahmen gibt, sondern eine Tatsache: Digitale Rampen für alle! Und eines, das auch schon in vielen unserer Blogbeiträge aus der Vergangenheit genannt wurde, gilt im Kontext des Lernens mit Beeinträchtigungen einmal mehr: Zeitliche Flexibilität! Für Menschen mit Behinderungen, die vielleicht längere Pausen oder eine individuellere Zeitplanung benötigen, ist dies oft entscheidend. E-Learning bietet sich hier natürlich umso mehr an. Pausieren wenn es gerade zu viel wird und weitermachen, wenn der Kopf wieder etwas frischer ist. Allerdings ist das eine Erfahrung, die sicherlich ein jeder und eine jede schon gemacht hat – unabhängig davon ob eine Beeinträchtigung vorliegt oder nicht. Es ergibt sich also auch hier ein sehr gutes Beispiel des Curb-Cut-Effekts: Auch wenn Menschen mit Beeinträchtigungen stärker davon betroffen zu sein scheinen, ist dieser Vorteil natürlich auch für andere Berufstätige, Eltern oder Studierende, die in Teilzeit arbeiten, überaus hilfreich, den Lernprozess flexibel zu gestalten. Barrierefreie E-Learning-Plattformen, die diese Flexibilität bieten, haben also einen grossen Vorteil für eine Vielzahl von Nutzern.


GESETZLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND DEREN BEDEUTUNG FÜR E-LEARNING


In vielen Ländern gibt es rechtliche Bestimmungen, die Barrierefreiheit fördern und sicherstellen, dass Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen haben, wie Menschen ohne Behinderungen.


So legt in Deutschland  beispielsweise das Sozialgesetzbuch IX fest, dass Arbeitgeber ab einer festgelegten Anzahl an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen bestimmten Prozentsatz an Menschen mit Behinderungen beschäftigen müssen. Auch in der Schweiz gibt es entsprechende Ansätze. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) und die Verpflichtungen aus der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verlangen, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu Bildung und Arbeitsmöglichkeiten haben, ohne diskriminiert zu werden. Die österreichischen Gesetze zur Integration von Menschen mit Behinderungen sehen ebenfalls ähnliche Regelungen vor. Dass diese Vorgaben natürlich nicht nur auf den physischen Arbeitsplatz abzielen, sondern auch  alle digitalen Plattformen entsprechende Möglichkeiten bieten müssen, ist die absolut logische und auch richtige Konsequenz.


LMS müssen ihre Inhalte für alle zugänglich machen. Da Bildung ein zentraler Bestandteil der beruflichen Weiterentwicklung ist, müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre E-Learning-Angebote den Anforderungen dieser Gesetze und vor allem ihrer Belegschaft im Ganzen entsprechen. Schliesslich gibt es kaum einen anderen Unternehmensprozess, der so sehr auf die Gesamtheit der Beschäftigten ausgerichtet sein muss.


DIE INKLUSIVE BILDUNGSLANDSCHAFT


Barrierefreie Massnahmen im E-Learning haben das Potenzial, die Bildungslandschaft langfristig zu verändern. Wenn Inklusion zur Norm wird und barrierefreie Plattformen die allgemeinen Bildungsstandards heben, profitieren alle Lernenden davon. In einer inklusiven Lernumgebung wird das Lernen für alle zugänglicher und effektiver. Der Einsatz von Technologien zur Förderung der Barrierefreiheit wird künftig noch weiter zunehmen. Lernplattformen könnten noch flexibler und anpassbarer werden, was den Curb-Cut-Effekt weiter verstärken wird. Und für diese Reise ist glücklicherweise auch noch lange kein Ende in Sicht!


Wir von Swissteach beteiligen uns mit all unserer Erfahrung und unserer Kraft daran, das LMS von Morgen immer ein kleines Bisschen besser und – vor dem Hintergrund der Barrierefreiheit – auch immer erreichbarer zu machen. Der Antrieb dafür sind bei weitem nicht allein die oben dargelegten Gesetze, die ohne Zweifel direkte Auswirkungen auf die Arbeit der LEARNING MANAGEMENT SYSTEM ANBIETER haben. Vielmehr ist es unser Antrieb, im Rahmen unseren Tuns das beste LMS für individuellen Anforderungen und Bedarfe bereitzustellen. Und diese sind wie in diesem Blog dargestellt, unendlich vielfältig.


Auch Sie haben hohe Ansprüche an Ihr LMS? Werden diese bisher nur ungenügend erfüllt? Dann nehmen Sie KONTAKT zu unseren Experten auf und lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf Ihre Situation werfen. Wir stehen Ihnen zur Verfügung und freuen uns auf Ihren Kontakt.



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